Das VW-Veteranentreffen Hessisch Oldendorf ist laut Veranstalter das größte VW-Oldtimertreffen weltweit. Alle vier Jahre findet in der knapp 20.000 Einwohner zählenden Kleinstadt ein beeindruckendes Oldtimertreffen statt, wenn nicht gerade eine Pandemie dazwischenkommt.
Der Termin, von Freitag, 24. Juni 2022, bis zum Sonntag, 26. Juni 2022, war der Ersatz für den wegen Corona gecancelten Termins in 2021. Organisiert wurde HO22 vom Volkswagen Veteranen Hessisch Oldendorf e.V. unter der Leitung von Traugott und Christian Grundmann und vielen Unterstützern, Sponsoren. Nicht nur die VW-Autostadt, auch weitere Museen, Vereine und der ganze Ort haben alles gegeben und zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen.
Das Wesentliche waren vor allem die Teilnehmer selbst, die mit ihren alten Brezel-Käfern, Armee-Kübelwagen, Karmann Ghia Cabriolets und VW-Bullis in allen möglichen Varianten aus ganz Europa, meist auf eigener Achse, angereist waren.
In der Innenstadt waren insgesamt 850 Autos erlaubt. Das war schon bei den letzten Treffen ähnlich. Mehr passen einfach nicht in den Ort hinein. In 2017 hatte der Veranstalter 45.000 Besuchern sowie über angemeldete 1500 Teilnehmern aus 32 Nationen gezählt. Dieses Jahr ist das mit hoher Wahrscheinlichkeit getoppt worden, denn auch um den Ort herum, auf dem Campingplatz, auf dem Teilemarkt, mit Schwimmwagen auf der Weser und natürlich auch bei dem beachtlichen VW-Museum der Grundmanns, war alles VW. Auf der „Langen Straße“, die quer durch den Ort führt, waren auf beiden Straßenseiten fast ausnahmslos Brezel-Käfer und Ovalis aufgereiht. In den Seitenstraßen waren viele Bullies, Karmann-Ghias, Hebmüller-Cabrios, VW-Friedolin, Kübelwagen und viele andere, teilweise sehr seltene Fahrzeuge, ausgestellt.
In der Kirche wurde ein besonders seltenes Unikat gezeigt. Es ist der einzige noch existierende Ur-Käfer, der auf einer in Österreich gefundenen Bodenplatte und alten Unterlagen, von den Grundmanns, komplett neu aufgebaut wurde.
Das Beste waren, neben den vielen unterschiedlichen Fahrzeugen, die Besucher selbst. Da war geballte Kompetenz unterwegs. Blieb man irgendwo stehen, konnte man bei Gesprächen über besondere Fahrzeug Details zuhören. Die Frage an Teilnehmer aus Belgien, England, Norwegen, Finnland usw., in Bezug auf die Art der Anreise stellte ich schnell nicht mehr. Autos sind zum Fahren da, auf eigener Achse sind sehr viele von ihnen angereist.
Es stimmt, der Käfer läuft, und läuft und läuft und….
Wenn man in der Eisdiele, im Döner-Imbiss einen freien Stuhl ergattern konnte – die waren genauso selten wie freie Stellplätze für besondere VWs – erfuhr man schnell an welchem VW-Projekt der Tischnachbar gerade arbeitete, oder man bekam Informationen über Fahrzeuge, die in der Nähe standen.
Über die vielen VW-Käfer und Bulli -„Ratten“, die laut Teilnahmevoraussetzungen eigentlich gar nicht hätten teilnehmen dürfen, wurde natürlich viel gesprochen. Das möchten nicht alle Enthusiasten akzeptieren. Bei manchen Rostlauben war der Zustand aber auch wirklich grenzwertig. Aber wer schreibt hier die Grenzen vor? Als wir Alten noch klein waren, haben wir auch alles anders gemacht und nichts so, wie es eigentlich sein sollte.
Das ist heute ähnlich. Oben herum war der Zustand dieser „Ratten“ möglicherweise Provokation / Protest gegen etablierte Sichtweisen. Unter den Hauben und im verdeckten Bereich waren viele dieser Fahrzeuge auf hohem Niveau restauriert und in technisch sehr gutem Zustand.
Freuen wir uns, dass junge und etwas verrückt gebliebene Enthusiasten das Oldtimerhobby überhaupt weitertragen.
Auch die Freunde von „Gut“ und „Besser als neu“ kamen beim HO22 auf Ihre Kosten. Die Autostadt brillierte mit topp restaurierten Unikaten und einer Nachfertigung des allerersten Käfers. Der rote Nachbau des Porsche TYP 60, entsprach dem ersten funktionsfähigen VW-Versuchswagen. Er wurde bis ins Detail genau neu angefertigt. Vermutlich sah der Nachbau noch besser aus, als das damalige Original. Darüber hinaus waren viele weitere Sahnestücke in der ganzen Stadt verteilt und man konnte viele interessante Details für das eigene Projekt sehen. Die Ausfahrt der Oldtimer und die Vorführung der Schwimmwagen auf der Weser waren natürlich ein besonderes Highlite für Besucher und Teilnehmer.
Es gab gute Gespräche und lecker war es auch an den vielen Ständen. Der Besuch hat sich gelohnt.
Schade, dass das nächste Treffen HO26 erst in 4 Jahren stattfindet.
Wir freuen uns schon drauf.
PS.: Der Käfer mit dem Motor vorne ist kein „4X4 Sahara Bug“! Es ist ein Film-Fahrzeug mit Motor hinten, bei dem die Fahrgastzelle um 180° zur Bodengruppe gedreht wurde. Er ist so nur scheinbar sehr schnell rückwärts unterwegs.