Wir waren in Ostfriesland, dem nord-westlichen Teil von Niedersachsen. Eine wunderschöne Urlaubsregion in Meeresnähe. Nah ist es jedoch nur, wenn gerade Flut ist. Oft ist das Meer etwas weiter weg und selbst von der Deichkrone aus nicht zu sehen, denn es zieht sich bei Ebbe bis hinter die Ostfriesischen Inseln zurück. Jedenfalls, wenn wir auf dem Deich Ausschau hielten.
Die Kirchtürme in der Region sind sehr mächtig und stehen oft deutlich schiefer als der bekannte Turm in Pisa. Und es gibt viele sehr gut erhalte Burgen und Wasserschlösser. Windmühlen gibt dort auch, die modernen Generatoren natürlich, aber auch sehr viele alte, die sich jedoch deutlich von den holländischen unterscheiden. Es ist schön dort!
Auch die Ostfriesen selbst sind anders, aber sehr freundlich. Beim Spaziergang auf dem Rad & Fußgängerweg, sollte man, wenn ein leises „Pling“ ertönt, möglichst rasch an die Seite springen. Der von hinten kommende, friesische Radfahrer quittiert das mit einem „Moin“, aber Achtung, in der Regel folgt ein zweiter Radler! Pling, „Moin“. Fast nichts bringt sie aus der Ruhe.
„Moin, Moin“ sagen in der Regel nur die Turis aus NRW. Für Ostfriesen ist das übertriebenes Geschwätz, Moin reicht. Ihre Sprache ist ebenfalls besonders und nicht leicht zu verstehen. Ein Problem ist das jedoch nicht, denn man redet ohnehin nur das Nötigste. Die Frage, ob man die Urzeit wisse oder den Weg zum Bahnhof kenne, wird dort schon mal mit „jooh“ beantwortet. Mehr nicht.
Aber es geht auch anders
Wir waren nicht am Meer sondern auf dem Treckertreffen in Berumerfehn. Das liegt irgendwo zwischen Aurich und Norddeich. Über 350 Oldtimer-Trecker kamen und sie wurden auf den Wiesen rings um das Kompaniehaus aufgestellt oder sie fuhren, zur Freude der Anwohner, in der Region herum.
Für Freitag bis Sonntag hatte der Veranstalter ein umfangreiches Programm organisiert. „Wettheizen“ betraf nicht nur die leise zischende Lanz-Dampfmaschine, es war eine sportliche Veranstaltung, genauso wie das Tauziehen zwischen zwei ähnlich starken Landmaschinen. Schlittenboot-Fahren, das Ziehen von belasteten Schlitten war etwas Besonderes und nicht nur die Zuschauer waren begeistert.
Am Ende der täglichen Programmliste stand immer wieder „Party“. Eine willkommene Belohnung für die Teilnehmer, die teilweise eine weite Anreise auf eigener Achse hinter sich hatten. Wir selbst kamen ohne Trecker, aber ein guter Freund, der in der Nähe wohnt, half mit seinem kleinen, roten Porsche bei der standesgemäßen Teilnahme. Sein Porsche-Junior mit Einzylinder-Motor und einem Vmax von 20 kmh, war für die relativ kurze Fahrt voll ausreichend. Die 14 PS machten richtig Spaß. Jedenfalls wenn man auf dem Sattel und hinter dem Lenkrad sitzen durfte. Dann saust man damit recht flott in Richtung Veranstaltung. Auch auf den gut gepolsterten Kotflügelsitzen könnte es bequem sein, wären da nicht die Vibrationen, die durch den Motor und die groben Stollenreifen verursacht werden.
Etwas anstrengend, aber die Reise hat sich gelohnt.
Es gab viele Aktionen und sehr viele Trecker von unterschiedlichen Marken. Lanz natürlich und auch viele Hanomag. Dazu Wohnanhänger, Schaustellerwagen und ähnliches, was für eine bequeme Übernachtung genutzt werden konnte. Ordentlich vorgeglüht wurde natürlich auch.
Stark beeindruckt haben mich die großen Trecker von Lanz und Ursus, eine polnische Lanzkopie sowie die großen Hanomags. Vor allem wenn sie mit äußerst niedriger Drehzahl irgendwo standen oder flott auf der Eventfläche bewegt wurden. Aber auch Deutz, International, Mc Cormick, Güldner, Eicher und Kramer, in unterschiedlichen Restaurationsstufen, konnten von den Besuchern bewundert werden.
Der Porsche Diesel Club, hatte seine Fahrzeuge etwas abseits, in Nähe des Gasthauses, aufgereiht. Ohne meinen fachkundigen Begleiter wären mir die Unterschiede zwischen den roten „Flitzern“ vermutlich gar nicht alle aufgefallen. Auch die ostfriesischen Teilnehmer halfen unerwartet wortreich mit Informationen, zeigten Fotos von der Restauration und machten auf die Unterschiede zwischen den Fahrzeugen aufmerksam. Vielen Dank dafür.
Für die Übernachtung bot sich natürlich das, in der Nähe gelegene Ringhotel Köhlers Forsthaus an. Es ist bei Oldtimerenthusiasten sehr beliebt und auch wir kennen es bereits von anderen Veranstaltungen. Terminvorschläge für deren professionell geführte Ausfahrten findet man im ClassicIndex Kalender.
Es hat uns alles sehr gefallen, wir kommen sehr gerne wieder.